Pfeffermühle und Salzstreuer vor einer orangenen Wand Pfeffermühle und Salzstreuer vor einer orangenen Wand

Südindien Wo der Pfeffer wächst

Von Rainer Hörig

Pfeffer und Salz stehen fast immer auf dem Tisch – für den Fall, dass das Essen fad schmeckt. Die ursprüngliche Herkunft des Pfeffers ist Kerala, ein Bundesstaat im Süden Indiens. Von hier aus haben ihn Händler in die ganze Welt gebracht.

Im Mittelalter war Pfeffer so wertvoll, dass er den Beinamen "schwarzes Gold" erhielt. Er wuchs damals nur in Südindien. Arabische Kaufleute dominierten den Handel mit dem Luxusprodukt. Ihre Schiffe pendelten zwischen der Südspitze Indiens und dem Mittelmeerraum. Die damalige Weltmacht Portugal wollte das lukrative Geschäft an sich reißen und schickte mehrere Flotten aus, um einen Seeweg nach Indien zu finden.

Was Christopher Columbus nicht gelang, schaffte später sein Kollege Vasco da Gama. Im Jahr 1498 landete der Flottillenadmiral mit vier Schiffen an der Südwestspitze Indiens, dort, wo sich heute der Bundesstaat Kerala erstreckt. Den Portugiesen folgten Holländer, Franzosen und Briten. Damit begann in Asien das Zeitalter des Kolonialismus. Bis heute floriert in Südindien der Gewürzhandel. Der in der Hafenstadt Cochin ansässige Exporteur Akilesh Madhavani ist ein wohlhabender Mann.

"Wir handeln mit Ingwer, Muskatnuss, Pfeffer und anderen Gewürzen. Wir kaufen die Ware direkt von Kleinbauern und exportieren sie nach Singapur, Dubai, Großbritannien und auch nach Deutschland."

Die Preise schwanken stark

Wer wirklich sehen will, wo der Pfeffer wächst, muss von der Küste Keralas am Arabischen Meer in die nahen Western Ghats-Berge fahren. Die tropischen Regenwälder, die bis heute viele Hänge bedecken, beherbergen wilde Vorkommen diverser Gewürzpflanzen. Im Schatten immergrüner Bäume gedeihen Zimt, Kardamom, Nelken, Ingwer, Muskatnuss und Pfeffer. Der Bauer Basil Varghese führt gerne Besucher durch seinen Gewürzgarten:

"Schauen Sie, hier hängen die grünen Pfefferbeeren in kleinen Trauben an einer Ranke. Im Januar werden sie geerntet und in der Sonne getrocknet. Dabei wird die äußere Schale schwarz und runzelig. Entfernen wir die schwarze Schale, kommt das innere, weiße Pfefferkorn zum Vorschein. Wenn wir die Körner voll ausreifen lassen, bekommen wir den weniger wertvollen roten Pfeffer."

Basil verkauft schwarzen und weißen Pfeffer an ortsansässige Händler, die die wertvollen Gewürze weiterverarbeiten und zur Küste bringen. Die Preise unterliegen starken Schwankungen, die teilweise vom Weltmarkt, aber auch von den Ernteergebnissen abhängen. Vor einigen Jahren etwa machte sich eine gefährliche Pilzkrankheit in den Pfeffergärten breit, meint Basil Varghese. Die Blätter der Ranken vergilbten, viele Pflanzen verkümmerten. Die Bauern setzen dagegen Pestizide ein, berichtet der Bauer. Manche Gewürzgärten wirtschafteten jedoch nach bio-organischen Prinzipien und produzierten hauptsächlich für den Export.

Seit einigen Jahren setzt ein neues Phänomen den indischen Pfefferbauern zu: Es regnet manchmal zu viel, manchmal zu wenig, und nicht immer zur rechten Zeit. Die Ernteergebnisse würden zunehmend unvorhersehbar, sagt der Gewürzhändler Madhavani in der Hafenstadt Kochi.

"Der Klimawandel sorgt dafür, dass der Monsun immer unberechenbarer wird. Für die Bauern bringt das mitunter herbe Verluste mit sich. Unser Geschäft leidet unter großen Preisschwankungen."



Weiterführende Information

Kleine Mengen, große Wirkung [http://www.deutschlandfunk.de/kleine-mengen-grosse-wirkung.772.de.html?dram:article_id=264447] (Deutschlandfunk, Marktplatz, 05.12.2013)

Safrananbau im spanischen La Mancha [http://www.deutschlandfunk.de/gewuerze-safrananbau-im-spanischen-la-mancha.772.de.html?dram:article_id=271128] (Deutschlandfunk, Marktplatz, 05.12.2013)

Alles Zucker [http://www.deutschlandfunk.de/alles-zucker.772.de.html?dram:article_id=115371] (Deutschlandfunk, Marktplatz, 27.11.2013)