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Ausgabedatum: 10.05.2004

Brief aus Indien:

Brief 2: Neulich in Pune ...... Mangos
von Rainer Hörig, (www.rainerhoerig.com) Pune 

 

Nun ist es wieder soweit: In Indien kündigt sich der Sommer an. Immer höher steigt die Sonne und heizt das Land wie einen Backofen auf. Allmählich kommt alles Leben zum Stillstand.

Aber Indien wäre nicht Indien, wenn nicht für alles auch das Gegenteil existiere, wenn für jede Pein nicht auch Trost bereitstünde. So beschert uns der grausame Sommer einen einzigartigen Genuss: Die Mango.

 

Der Mangobaum ist in Indien und Burma heimisch und wird hier seit 4000 Jahren kultiviert. Hindumythen preisen ihn als Wunschbaum und als Symbol für Liebe und Verehrung. Mango-Feste und –Ausstellungen bezeugen, wie sehr Inderinnen und Inder ihre „Königin der Früchte“ lieben. Im Freundes- und Familienkreis gelten Mangos als beliebtes Geschenk und Mitbringsel.

 

Im vergangenen Mai rief mein Vermieter an, aus Ratnagiri, einem Küstenstädtchen südlich von Bombay, das für seine köstlichen Alfonso-Mangos bekannt ist. Er habe mir eine Kiste davon zukommen lassen, sie mit einem Bus auf die Reise nach Pune geschickt, ich bräuchte sie nur abzuholen. Ich bedankte mich artig, aber freuen konnte ich mich nicht so richtig, denn ich ahnte, dass mich dieses Geschenk einen halben Arbeitstag und viel Aufregung kosten würde.

Es brauchte eine Reihe von Telefongesprächen, bis ich die Adresse der Busgesellschaft herausfand. Dann stürzte mich in den Feierabendverkehr der Dreimillionen-Stadt Pune: Staus, Chaos, Abgaswolken, Dauerhupen. Nach mühsamem Durchfragen kam ich schließlich zu einem kleinen Schuppen, vor dem sich Dutzende von Mangokisten türmten.

So freundlich es ging bat ich eine Dame in Schaffneruniform, mir meine Kiste aus Ratnagiri auszuhändigen. Eine halbe Stunde verging, bis die Frachtpapiere gefunden und meine Kiste identifiziert war. Zum Schluss musste ich auch noch die Frachtkosten bezahlen! Allmählich verlor ich die Nerven.

Jedes Mal, wenn ich auf dem Nachhauseweg an einem Straßenverkäufer mit Mangos vorbeikam, verfluchte ich mein Schicksal. Meine Frau Rajashree versuchte mich zu besänftigen, indem sie mir erklärte, wie viel Freude man hierzulande mit dem Verschenken von Mangos empfände. Nach einer lebhaften Diskussion beschlossen wir, uns selbst und möglichst viele andere Menschen glücklich zu machen. Wir verschenkten alle Mangos!
 


 

 

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